Schweden lockert 100-jährige Alkoholmonopol

Ab dem 1. Juni 2025 tritt in Schweden eine bedeutende Änderung im Alkoholgesetz in Kraft: Erstmals seit über einem Jahrhundert dürfen kleine Brauereien, Winzer und Spirituosenhersteller ihre Produkte direkt an Kunden verkaufen – und umgehen damit teilweise das bisherige staatliche Monopol Systembolaget. Das berichtet die Reuters-Agentur.

Ziel: Unterstützung für kleine Betriebe bei gleichzeitiger Kontrolle

Das neue Gesetz zielt darauf ab, kleinen Produzenten wirtschaftliche Perspektiven zu eröffnen, ohne das staatliche Verkaufsmodell vollständig zu untergraben. Systembolaget, das seit Anfang des 20. Jahrhunderts zur Eindämmung von Alkoholmissbrauch eingeführt wurde, bleibt weiterhin der Hauptvertriebskanal für alkoholische Getränke.

Laut einer früheren Untersuchung könnte das Gesetz zu einem jährlichen Anstieg des Alkoholverkaufs um rund 200.000 Liter führen – weniger als 1 % der bisherigen Monopolverkäufe.

Strenge Regeln für den Direktverkauf

Der Direktverkauf ist nur unter klar definierten Bedingungen erlaubt: Er darf ausschließlich nach kostenpflichtigen Führungen vor Ort erfolgen – mit einer Höchstmenge von 0,7 Liter bei Hochprozentigem oder bis zu 3 Litern bei Wein und Bier. Verkaufszeiten sind strikt zwischen 10:00 und 20:00 Uhr festgelegt und orientieren sich an den Öffnungszeiten von Systembolaget. Eine Verpflichtung zur Aufklärung über Alkoholrisiken ist ebenfalls Teil des Gesetzes.

Kleiner Schritt mit potenziell großer Wirkung

Insbesondere in Stockholm freuen sich zahlreiche Mikrobrauereien über die Möglichkeit, ihr Bier direkt an Besucher zu verkaufen. Allerdings bleiben Abendstunden, Samstagnachmittage und der gesamte Sonntag weiterhin tabu – eine Einschränkung, die viele Produzenten als zu restriktiv empfinden.

In sechs Jahren soll eine umfassende Auswertung zeigen, ob die Reform zu mehr Alkoholmissbrauch geführt hat. Je nach Ergebnis könnte die Gesetzeslage erneut angepasst werden.

Von admin

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