Die neuen Zölle sollen ungerechte Subventionen ausgleichen: In Europa werden nun zusätzliche Zölle auf Elektroautos erhoben, die aus China importiert werden. Das birgt Risiken – nicht nur für Käufer, sondern auch für deutsche Unternehmen.
Verhandlungen mit chinesischen Unterhändlern sind oft schwierig, insbesondere wenn es um Marktanteile in einem Bereich geht, in dem die Volksrepublik auf der Gewinnerstraße sieht: Elektrofahrzeuge. Zwischen Brüssel und Peking bestehen weiterhin „erhebliche“ Differenzen, erklärte ein Sprecher der EU-Kommission letzten Freitag nach einer Videokonferenz zwischen EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis und dem chinesischen Handelsminister Wang Wentao.
Anscheinend hat sich in letzter Zeit nichts geändert: Am Mittwochabend traten die zusätzlichen EU-Zölle auf den Import von Elektroautos aus China in Kraft. Die zusätzlichen Abgaben sollen für fünf Jahre gelten. Die EU-Kommission verabschiedete am Dienstag die entsprechende Verordnung.
Aus Angst vor einer Eskalation des Streits setzte sich die deutsche Regierung für einen Verzicht auf Strafzölle und die Suche nach alternativen Lösungen ein. Anfang des Monats wurde dieser Vorschlag jedoch mehrheitlich abgelehnt.
Wird es nun zu einem weiteren Preisanstieg bei Elektroautos kommen? Und wie wird die zunehmend selbstbewusste Regierung in Peking darauf reagieren? Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Warum werden die Zölle überhaupt eingeführt?
Für die Europäer sind die Zölle ein Instrument zur Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen und zur Sicherung der langfristigen Zukunft der Automobilindustrie in der EU. Eine Untersuchung der EU-Kommission ergab, dass chinesische Hersteller von unlauteren Subventionen profitieren, die ihnen einen erheblichen Vorteil auf dem europäischen Markt verschaffen. Chinesische Elektroautos können somit in der Regel etwa 20 Prozent günstiger angeboten werden als Modelle, die in der EU produziert werden. Die Kommission führte daher bereits im Juli vorläufige Ausgleichszölle ein. Die Verhandlungen über eine friedliche Lösung des Handelsstreits blieben jedoch bis zuletzt erfolglos.
Wie hoch sind die Zölle auf Autos?
Laut EU-Kommission werden die Zollsätze für jede Firma individuell festgelegt und zu dem bestehenden Zollsatz von zehn Prozent hinzugerechnet. Im Extremfall können weitere 35,3 Prozent fällig werden.
Insbesondere zeigt die Verordnung, dass BYD beispielsweise eine zusätzliche Abgabe von 17 Prozent auf seine Elektroautos zahlen muss. Elektroautos von Geely werden mit einem Zuschlag von 18,8 Prozent belegt.
Wie reagiert China?
China „stimmt den neuen Zöllen nicht zu und akzeptiert sie nicht“. Das Land werde „alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die rechtmäßigen Rechte und Interessen chinesischer Unternehmen entschlossen zu schützen“, erklärte ein Sprecher des Handelsministeriums in Peking am Mittwoch.