Eine Woche nach der Ampelpause trafen Kanzler Scholz und Oppositionsführer Merz im Bundestag zu einem Rededuell aufeinander. Experten bewerten die Auftritte.
Die Politikwissenschaftlerin Prof. Jasmin Riedl (Universität der Bundeswehr München) bewertet Scholz‘ Auftritt als „entscheidend“: „Er fühlt sich wohl im Wahlkampfmodus, wo er den Parteipolitiker zeigen kann“, sagt sie. „Er formuliert sein politisches Profil für die Wahlkampagne klar: Sozialpolitik für diejenigen, die wenig übrig haben, keine Verteilungskämpfe, kein ‚entweder-oder‘.“
Der Meinungsforscher Hermann Binkert (INSA) sieht das anders. Seiner Meinung nach ist Scholz der Verlierer der Debatte. Laut dem Experten gelang es Scholz nicht, „die Situation zu drehen“. „Deshalb hat er verloren.“
Für den Soziologen Binkert ist CDU-Chef Friedrich Merz der Gewinner des Rededuells. Auch der Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner (75, Emnid) sieht Merz als gestärkt aus der Debatte hervorgehen: „Friedrich Merz hatte sowohl rhetorisch als auch in seinen Aussagen einen deutlichen Vorteil. Er hat Qualitäten als Redner, er ist ein guter Rhetoriker und Analytiker.“
Riedl analysiert: „Merz nutzt die Gelegenheit, anzugreifen. Seine Position ist klar: Für die Spaltung des Landes ist Kanzler Scholz verantwortlich. Merz macht auch deutlich, dass er und die Union bereit wären, Gesetze zusammen mit der SPD zu verabschieden, aber nur nach einem Vertrauensvotum.“