Eine neue internationale Studie des Zentrums für Gesundheitswirtschaft und -politik der Universität Queensland zeigt: Menschen, die in den letzten Jahrzehnten geboren wurden, haben ein geringeres Risiko, im Alter an Demenz zu erkranken, als frühere Generationen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift JAMA Network Open veröffentlicht und basieren auf Daten von über 62.000 Personen ab 70 Jahren aus den USA, Großbritannien und anderen europäischen Ländern.
Demenzrisiko nimmt ab – vor allem bei Frauen
Die Forscherinnen und Forscher nutzten Algorithmen zur Auswertung kognitiver Tests und Selbstauskünfte über alltägliche Fähigkeiten, um Symptome von Demenz zu erkennen. Zwar steigt das Demenzrisiko erwartungsgemäß mit dem Alter, doch der Vergleich zwischen den Generationen ergab eine klare Tendenz: In einem bestimmten Alter ist das Risiko bei jüngeren Geburtsjahrgängen deutlich niedriger.
So litten in den USA beispielsweise 25,1 % der zwischen 1890 und 1913 Geborenen im Alter von 81–85 Jahren an Demenz – bei den Jahrgängen 1939–1943 waren es nur noch 15,5 %. Besonders deutlich ist dieser Rückgang bei Frauen, vor allem in Europa und Großbritannien. Als mögliche Ursache gilt der gestiegene Bildungszugang für Frauen seit Mitte des 20. Jahrhunderts.
Mehr Bildung, weniger Rauchen, bessere Herzmedizin
Laut Expertin Prof. Tara Spires-Jones von der Universität Edinburgh könnten auch Faktoren wie verpflichtende Schulbildung, sinkende Raucherquoten und bessere medizinische Versorgung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Hörverlust zur positiven Entwicklung beigetragen haben.
Gesundheitssysteme dennoch unter Druck
Trotz des Rückgangs des individuellen Demenzrisikos warnen Fachleute vor zu frühem Optimismus. Da die Bevölkerung insgesamt altert, wird die absolute Zahl der Demenzerkrankungen weiter steigen. Dr. Sabrina Lenzen betont zudem, dass soziale Ungleichheiten – etwa im Zugang zu Bildung oder medizinischer Versorgung – weiterhin große Herausforderungen darstellen.
Prof. Tom Dening von der Universität Nottingham ergänzt: „Es ist nicht garantiert, dass sich dieser positive Trend in Zukunft fortsetzt, da viele gesundheitsrelevante Verbesserungen möglicherweise bereits ausgeschöpft sind.“